Was verlieren wir, wenn wir Gott verlieren?

Ui, schwieriges Thema! Das Fragezeichen meine ich ernst. Denn eine abschliessende Antwort gibt es für denkende Menschen nicht. Meine Zeilen sind bloss eine lückenhafte Anregung.

Eine junge Frau, intelligent und nach dem Jus-Studium gerade dabei, die ersten Schritte im Arbeitsleben zu machen, sagte im Gespräch: «Wir Jungen haben keine Perspektive, die Welt und unsere Umwelt stehen vor dem Abgrund.» Diese Haltung hatten wir schon mal, damals bei der «no future»-Jugend in den 1980ern.

Natürlich gibt es grosse Herausforderungen: Umweltsorgen, plötzlich wieder ein Krieg in Europa, Fragen zu «KI», «social media» usw. Doch gleichzeitig ist es der breiten Bevölkerung gerade auch in der Schweiz noch nie so gut gegangen wie uns heute: Wir haben kaum Arbeitslosigkeit und kaum Armut, haben eine hervorragende Gesundheitsversorgung und ein ausgezeichnetes Bildungssystem. Wir leben in politischer Sicherheit und wirtschaftlicher Stabilität. Ja, einige müssen sich (leider!) nach der Decke strecken, doch der finanzielle Wohlstand ist breit abgestützt.

Eigentlich sind wir für unsere Chancen und Perspektiven zu beneiden. Doch in den Corona-Jahren haben so viele Jugendliche den Tritt verloren.

Haben wir – auch ich! – in unserem Wohlstand verlernt, mit Schwierigkeiten und Enttäuschungen umzugehen? Könnte es sein, dass wir mit unserer Gottvergessenheit auch ein sicheres Fundament verlieren? Dass wir mit dem Verlust von Gott auch ein gesundes Urvertrauen, eine spirituelle Verwurzelung verlieren? Und damit auch jene Widerstandkraft, die uns hilft, persönlich und gesellschaftlich anspruchsvolle Zeiten auszuhalten?

Was verlieren wir, wenn wir Gott verlieren? Ich stelle diese Frage sehr vorsichtig. Aber sie ist wichtig.

Take good care!
Pfr. Harry Ratheiser

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