Ein Wort zum Tag

“Herbei, o ihr Gläubigen”. “Macht hoch die Tür”. Vor allem aber: “Tochter Zion”! Die Tatsache, dass wir in den Gottesdiensten nicht singen dürfen, macht es mir nicht einfacher zu glauben: Es ist Advent. Auch die Einstellung auf diese Zeit, die ich so liebe, fällt mir durch dieses Verbot nicht gerade leichter.
Aber es ist so – es ist Advent. Es tut mir gut, dass es so ist. Diese Tage haben für mich immer einen besonderen Glanz. Wie jedes Jahr hoffe ich, dass ich Stress und Ärger in diesen Wochen keinen Raum gebe, dass ich mich verzaubern lasse, dass mir etwas wie “Besinnung” gelingt. So oder so ähnlich (Susanne Niemeyer, in: Der Andere Advent, 2006/2007):
Mein Beten beginnt mit Stille. Ich steige aus, lege den Alltag ein paar Atemzüge beiseite. Dazu braucht es keinen besonderen Ort. Aber der macht es leichter, in mich hinein zu hören. Ich sammle, was mich bewegt. Den Ärger, die Verletzung, meine Unsicherheit, mein Zagen. Die Hoffnung, den Stolz, meine Sehnsucht, meine Begeisterung. Nichts ist zu gross, zu unverschämt, zu alltäglich, zu einfältig. Ich buchstabiere mein Leben. Meine Worte sind nicht gefeilt, ich will mich nicht erklären, nicht rechtfertigen, will nichts schönfärben und nichts glätten. Ich halte all dies vor Gott, vertraue darauf, dass er versteht. Ich warte auf ihn, Gott wartet auf mich. Manchmal treffen wir einander.
“Manchmal treffen wir einander”. Was für ein schöner Gedanke. Ich wünsche es Ihnen – und mir.
Pfr. Harald Ratheiser