Ein Wort zum Tag

Diesmal ist es anders. Anstrengender. Ungewisser.
Bei den ersten Corona-Massnahmen im Frühling wussten wir: Das dauert ca. einen Monat, ungefähr bis Ende April. Zudem traten wir in die vielleicht schönste Jahreszeit ein: Blumen in allen Farben wurden sichtbar, es wurde wärmer, die Tage länger und heller.
Jetzt, bei der zweiten Welle, ist die Lage deutlich anspruchsvoller: Wir wissen nicht, wie lange wir durchhalten müssen. Pläne für die nächsten Monate sind fast unmöglich, zumindest mit grossen Fragezeichen behaftet. Zudem sind die Tage kürzer und trüber, manchmal neblig und grau. Im Frühling griffen Nachbarschaftshilfen, es entstand ein Wir-Gefühl (“wir schaffen das, gehen da zusammen durch”). Jetzt verbreitet sich eine sogenannte Corona-Müdigkeit. Bundesrats Bersets Worte vor einem halben Jahr, es sei ein Marathon, nicht ein Sprint – sie stimmen jetzt umso mehr.
Das alles setzt uns zu. Macht uns müde. Umso mehr, je länger es dauert. Deshalb gilt mehr denn je: Achten wir gut aufeinander! Gerade jetzt ist das “WIR” entscheidend. Es reicht nicht, in guten Zeiten von Freundschaft und „füreinander da sein” zu reden – in anspruchsvollen Zeiten muss es sich bewähren, müssen wir einander Kraftquelle sein.
In anspruchsvollen Zeiten muss sich auch die Kirche bewähren! Wir müssen da sein, hörbar sein, spürbar und wahrnehmbar – und auf eine weitere Kraftquelle hinweisen, die unsere eigenen Fähigkeiten übersteigt: “Menschen werden müde und matt … Aber die, die auf Gott vertrauen, bekommen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler …” (Jesaja 40,30-31)
Gottvertrauen kann uns mit einer ungeahnten Gelassenheit beschenken. Und das wäre doch schon was.
Pfr. Harald Ratheiser