Ein Wort zum Tag

Das war er also, der erste feier-abend in unserer Kirchgemeinde. Am 25. Oktober haben wir ihn anstelle des traditionellen Sonntagmorgen-Gottesdiestes gefeiert. Aufgrund der Corona-Massnahmen – Maskenpflicht selbst im Gottesdienst – rechnete ich nur mit ca. 20 bis max. 50 Besucher*innen. Dann aber wurden wir überrannt, rund 120 Personen wollten dabei sein. Das wäre heute wegen der 50-Personen-Regel gar nicht mehr möglich.
Der grosse Zuspruch und die feierliche Abendstimmung in der Kirche hat so richtig gut getan. Der feier-abend kommt anders daher als der Sonntagmorgen – frischer, moderner, weniger traditionell. Neue Elemente sollen Platz haben; am 25. Oktober lief z.B. ein Kurzfilm. So soll der feier-abend nicht eine Kopie des Morgengottesdienstes sein, sondern eine echte Ergänzung.
Ach ja, der erste feier-abend hatte natürlich auch ein Thema: “Kirche sein – yes, we can!” Kirche ist heute nicht mehr selbstverständlich und schon gar nicht unhinterfragt. Aber Kirche sein geht auch heute noch. Denn Kirche bietet «Asyl» – einen Rückzugsort, wo ich unverdienterweise(!) Schutz finde, ausnüchtern kann, einen klaren Blick gewinne. Ein Ort also, an dem ich Ruhe finde. Ruhe von meiner Vergangenheit – Schuld, die ich auf mich geladen habe, Fehler, die ich begangen habe (sage bloss niemand, das gebe es nicht). Ruhe in meiner Gegenwart – Fragen, die mich bedrängen. Ruhe für meine Zukunft – vertrauensvolle Gelassenheit für das, was kommt. Das alles ist immer auch eine Begegnung mit Gott. Dafür steht Kirche. Deshalb geht Kirche sein auch heute noch. Und wie das geht!
Selbst wenn unser Schwung durch die Corona-Massnahmen etwas gedämpft wird: Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Schauen Sie einfach mal rein – neugierig und offen. Der nächste feier-abend findet am 1. Advent um 17.00 Uhr statt.
Pfr. Harald Ratheiser