Ein Wort zum Tag
«Wie siehst du denn wieder aus!», ruft die erschrockene Mutter. Zerkratzter Arm, zerrissenes T-Shirt, aufgeschürftes Knie, blutende Nase.
«Kann ich doch nichts dafür!», gibt Tobias begeistert zurück. «Wir haben nach dem Kindergottesdienst auf der Wiese vor der Kirche gespielt.»
«Kannst du dir denn nicht einmal vernünftige und brave Kinder zum Spielen aussuchen?»
«Die braven Kinder spielen nicht mit mir. Ihre Eltern haben es ihnen verboten. Das hat mir der Jonas erzählt.»
«Was habt ihr denn überhaupt gespielt?», bohrt die Mutter weiter.
«Der Pfarrer hat die Geschichte vom barmherzigen Samariter erzählt. Draussen schlug Kim vor, die Geschichte zu spielen. Mir gaben sie die Rolle von dem, der von den Räubern ausgeraubt wurde.»
(nach: Helmut Ludwig, Lachen hat seine Zeit, S. 9)
Die Rollen sind unterschiedlich verteilt. Auch die Rollen, die uns das Leben gibt. Es kann durchaus sein, dass wir beim «Spiel des Lebens» mal ziemlich zerzaust werden. Die Meisten halten das aus; die kleineren und grösseren Wunden heilen. Das Beeindruckende daran ist: Gott, das Leben, die Natur hat uns mit sagenhafter Widerstandskraft ausgerüstet. Resilienz ist das Zauberwort. Wir halten mehr aus als wir meinen. Heisst es deshalb: «Gott ist meine Stärke und mein Schild, mein Herz vertraut ihm»? (Ps 28,7)
Pfr. Harald Ratheiser